Bericht von der
10. Hamburger Fachtagung „Schimmelpilze in Innenräumen“
„Schimmelfrei bauen und wohnen“
Dienstag, 12. November 2024, 9:00 – 17:30 Uhr
Hybride Veranstaltung:
Vor Ort: ELBCAMPUS Hamburg
Online: Event-Webseite
Informationen zu dem Programm der Fachtagung finden Sie in dem Tagungsflyer:
Am 12. November 2024 veranstaltete der Regionalverband Umweltberatung Nord e.V. bereits zum zehnten Mal eine Fachtagung zum Thema „Feuchtigkeit und Schimmelbildung in Gebäuden“, deren Inhalte auf die Darstellung fachübergreifender Zusammenhänge im Bereich Ursachenanalyse, Diagnostik, Messmethodik, Gesundheit, Schadensbeseitigung und Recht ausgerichtet war. Erstmals war bei dieser hybriden Tagung sowohl die Teilnahme vor Ort im ELBCAMPUS Hamburg als auch die Online-Teilnahme ohne Anreiseaufwand möglich.
Die Tagung richtete sich an Wohnungsverwalter, Architekten, Mediziner, Rechtsanwälte, Sachverständige, Sanierer, Berater und alle anderen, die beruflich mit Wohnungsschimmel konfrontiert sind.
Schimmelfrei bauen und wohnen
Über 200 Teilnehmende versammelten sich am 12. November 2024 im ELBCAMPUS in Hamburg-Harburg und auf der Event-Webseite online. Das Moderatoren-Team, bestehend aus Ina-Lena Madkaud-Göx vom EnergieBauZentrum und Reinhard Hamburg vom Regionalverband Umweltberatung Nord, begrüßte alle Anwesenden herzlich und führte souverän und mit guten Zeitmanagement durch den Tag. Der bestand aus einem Vortragsprogramm mit sechs 30-minütigen Vorträgen und anschließender Diskussion sowie einer Podiumsdiskussion.
Es begannt mit dem Thema „Innendämmung“, dem sich Dipl.-Ing. Frank Eßmann fachgerecht widmete. Er räumte mit Vorurteilen auf und zeigte, worauf bei der Planung und beim Einbau zu achten ist. Welche Bauprodukte sich besonders gut für die Schimmelprävention eignen, erläuterte Prof. Dr.-Ing. Heinrich Wigger und gewährte einen Einblick in die enorme Vielfalt von, teilweise neuen, Baustoffen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften. Dipl.-Ing. Karlheinz Müller stellte dar, worauf bei der Planung und in der Bauphase geachtet werden sollte, um Schimmelpilzvermeidung zu vermeiden, und ging dabei auch auf Folgen ein, die die Klimaveränderungen auf das heutige Bauen haben. In dem ersten Vortrag nach der Mittagspause stellte Prof. Dr. Gerhard A. Wiesmüller die 2023 aktualisierte AWMF-Schimmelpilzleitlinie vor, die sich mit der Diagnostik und Bewertung von gesundheitlichen Auswirkungen von Schimmelpilzbefall beschäftigt. Er stellte fest, dass Feuchteschäden und/oder Schimmelwachstum in Innenräumen aus gesundheitlicher Sicht immer ein hygienisches Problem darstellen, das auch ohne Gesundheitsstörungen nicht hingenommen werden darf. Andererseits ist eine Kausalbeziehung zwischen dem Auftreten von Schimmelpilz und gesundheitlichen Beschwerden der Bewohner in der Regel nicht belegbar. Wichtig ist auch, dass die Disposition der Menschen eine nicht unerhebliche Rolle spielt, ob sie mit gesundheitlichen Reaktionen auf Schimmelpilz reagieren oder nicht. Anschließend widmete sich Prof. Dr. Dr. Manfred Gareis den Mykotoxinen. Das sind giftige Naturstoffe, die von Schimmelpilzen gebildet und in die Umgebung abgegeben werden können. Aufgrund der offensichtlichen und nicht zu unterschätzenden Gesundheitsrisiken riet er zu Schutzmaßnahmen für Probenehmer, Sanierer und andere betroffene Personen. In dem letzten Vortrag befasste sich Dr. Kerttu Valtanen mit den Möglichkeiten des Einsatzes von Schimmelspürhunden. Sie zeigte auf, welche Vorteile Hunde gegenüber anderen Methoden der Schadenssuche haben, wo die Grenzen des Einsatzes sind und wie die Qualität gesichert werden kann. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Unbewohnbar wegen Schimmel?“ wurde es noch einmal spannend. Ulf Schelenz vom Grundeigentümer-Verband Hamburg stellte das Problem aus Vermietersicht dar, Dr. Rolf Bosse erläuterte die Lage aus Mietersicht. Prof. Wiesmüller trug die gesundheitlichen Aspekte bei. Wie auch die Fragen aus dem Publikum zeigten, werden bei Schimmelbefall alle Beteiligten sehr schnell emotional. Eine wichtige Aufgabe der Beratung ist daher die Versachlichung.
Am Schluss fasste Reinhard Hamann die Ergebnisse der Tagung folgendermaßen zusammen: „Innendämmung ist anspruchsvoll. Sie ist aber besser als ihr Ruf. Dämmung verhindert Schimmel. Dämmung bedeutet wärmere Oberflächen und sie bedeutet einfach auch mehr Behaglichkeit. Kühl und unangenehm ist abgesehen vom Energieverbrauch auch ein negativer Aspekt von fehlender Dämmung. Für die Vermeidung von Schimmel sind Planung und Organisation die grundlegenden Punkte beim Bauen und Sanieren. Vieles kann im Vorwege vermieden werden. Das gesundheitliche Risiko von Schimmelpilzen wurde von Prof. Wiesmann auf eine einfache Formel gebracht: Gefährdungspotential x Exposition x Disposition. Schimmelpilzexposition heißt nicht gleich Mykotoxin-Exposition. Hier besteht noch viel Forschungsbedarf, um herauszufinden, wie groß die Mykotoxin-Exposition wirklich ist. Man bekommt die Mykotoxine schlussendlich nicht aus den Räumen heraus. Schimmelpilzhunde finden verdeckten Schimmelbefall, brauchen aber einen gut ausgebildeten Hundeführer. Und schließlich: Mieter brauchen eine Gebrauchsanweisung.“
Während der Tagung konnten sich die Teilnehmenden im Foyer des Elbcampus oder online auf der Webseite an 15 Ausstellerständen über aktuelle Verfahren und Produkte zur Analyse, Vorbeugung und Sanierung von Schimmelbefall informieren.
Die Vortragsskripte / Präsentationen der sechs Vorträge (pdf-Dateien) sowie eine Aufzeichnung der Podiumsdiskussion können zum Preis von 12 € per Mail an info@umweltberatung-nord.de bestellt werden.
Anerkannte Fortbildung
Die Tagung wird von der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpommern mit 5 Fortbildungsstunden (Veranstaltungskalender), von der Architekten- und Ingenieurkammer Schleswig-Holstein mit 7 UE, von der Architektenkammer Niedersachsen mit 8 Fortbildungsstunden im Bereich 3 „Planungs- und Baupraxis“ und von der Architektenkammer NRW mit 7 Unterrichtsstunden zu 45 Minuten für die Fachrichtungen Architektur / Innenarchitektur / Landschaftsarchitektur / Stadtplanung (Veranstaltungskalender) anerkannt. Die Veranstaltung ist grundsätzlich anerkannt nach § 5 Absatz 1 Satz 1 der Fortbildungssatzung der Hamburgischen Architektenkammer (www.akhh.de/fortbildung). Die Veranstaltung erfüllt die Qualitätsanforderungen für Weiterbildungen für Immobilienverwalter. Die Fortbildung wird für die Verlängerung der Eintragung in der Energieeffizienz-Expertenliste mit 7 Unterrichtseinheiten (Wohngebäude), 7 Unterrichtseinheiten (Nichtwohngebäude) und 7 Unterrichtseinheiten (Energieaudit DIN 16247/Contracting (BAFA)) angerechnet (Fortbildungskalender).
Teilnehmerbeitrag für Online- oder Präsenzteilnahme:
Frühbucher (bis 16. August 2024):
160 Euro – Teilnehmerbeitrag normal
110 Euro – Teilnehmerbeitrag ermäßigt (Behördenmitarbeiter und Mitglieder des Bundesverbands für Umweltberatung (bfub) sowie seiner Fach- und Regionalverbände)
Normalpreis (ab 17. August 2024):
195 Euro – Teilnehmerbeitrag normal
145 Euro – Teilnehmerbeitrag ermäßigt (Behördenmitarbeiter und Mitglieder des Bundesverbands für Umweltberatung (bfub) sowie seiner Fach- und Regionalverbände)
Sonderpreis für Studierende (ab 15. September 2024)
45 Euro – Online-Teilnahme Studierende
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